2021-10-19 GR-20.10v

Variante zur 10. Etappe von Vizzavona zum Refuge d’E Capanelle via Punta dell’Oriente (8+900-500). Belaufbarkeit zunächst B1, danach durchgehend B2 – B3 mit einer waschechten Boulderstelle. Wasser bei den Bergeries des Pozzi.

Vom Col de Vizzavone (1183) zum Sendeturm hoch und weiter sehr steil zu den Bergeries des Pozzi (1400). Von dort zum Gratrücken hoch, dem man bis unter die Punta dell’Oriente (2112) folgt. Der Weg führt unten durch dichten Wald, der sich über den Bergeries lichtet. Die Spur ist deutlich weniger ausgetreten als der GR-20, jedoch gut markiert.

Auf 1900 traversiert man die Südwestflanke der Punta dell’Oriente zu ihrem Südsattel. Der Weg entspricht vom Charakter her ungefähr der zweiten, gebirgigen Etappe, wirkt jedoch — wie gesagt — deutlich weniger stark begangen. Die Traverse ist fast einen Kilometer lang und steigt immer mal wieder hoch und runter. Eine Stelle muss so ganz richtig geklettert werden, was sicher nicht für jedermann möglich ist.

Von der namenlosen Scharte (ca. 1950) steigt der Weg zunächst noch gut 50 Höhenmeter in der Westflanke auf, bevor eine lange Traverse nach Südosten beginnt. Da das Gelände durchwegs felsig ist, windet sich der Weg durch die Bänder der Ostflanke. Es gilt immer wieder plattige Stellen zu überwinden und auch deutliche Gegenanstiege zu bewältigen.

Die Markierungen sind derart gut angebracht, dass ich sie auch in der Dunkelheit finden konnte — wenn auch teils erst nach längerem Suchen. Ich meine mich zu erinnern, dass sie teilweise sogar mit Reflektoren ausgestattet waren. Auf jeden Fall fühlte es sich sehr abenteuerlich an, im Mondschein durch die Finsternis zu tappen. Zusammen mit der Stirnlampe konnte ich das Gelände genügend genau einschätzen. Mein Plan B war, unterwegs zu biwakieren, falls ich nicht mehr weiterkommen sollte.

Glücklich erreichte ich den Sattel auf ca. 1900 m und konnte im offenen Gelände zügig zur Skipiste absteigen. Jawohl, zur Skipiste! Diese windet sich durch Moränenschotter zur Talstation hinunter, und ist recht unangenehm zu belaufen; daneben ist das Gelände jedoch noch viel übler.

Von der Talstation auf 1670 sind es lächerliche 70 Höhenmeter bis zum Refuge d’E Capanelle hinunter. Eine steile, felsdurchsetzte Flanke verhindert jedoch den direkten Abstieg. So setzt man den Marsch über fast einen Kilometer auf der Strasse fort, bis ein Schild einen auf die Abkürzung weist. Sie erweist sich noch einmal als recht felsige Passage — also nichts von einfachem Wanderweg.

Für mich folgte die zweite sehr kalte Nacht in Folge. Die vielen Hüttchen gehören zum privaten Gite und sind alle verschlossen. Etwas weiter oben gibt es offenbar ein “richtiges” Refuge mit geöffnetem Winterraum, wovon ich jedoch erst im Nachhinein Kenntnis erhalten habe.

Nach langer Suche fand ich glücklicherweise ein verpacktes Zelt hinter einem Hüttchen. Halleluja! In meinem Übermut zog ich zwei Schichten weniger an zum schlafen, weil Fallwind kein Thema mehr war. Nach meinem Fondue legte ich mich selig schlafen und erwachte alle Stunden frierend. Mit jedem Mal zog ich wieder zusätzliche Kleider an und fror trotzdem ganz jämmerlich. Noch eine solche Nacht wollte ich nicht erleben!


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