2021-10-20 GR-20.12

Zwölfte Etappe vom Refuge de Prati zum Refuge d’Usciolu (11+700-750). Belaufbarkeit durchwegs B1/+ (wenn ich mich recht erinnere). Wasser 250 m südlich der Bocca di Laparo (kurzer Abstieg, ausgeschildert). Eine phänomenale Fortsetzung des wunderbaren Teils über die Hochebene von Prati!

Vom Refuge de Prati (1820) in angenehmer Höhenwanderung über gut 5 Kilometer zur Punta della Cappella (2041) und hinab zur Bocca di Lapara (1525). Dort wechselt der Charakter wieder einmal schlagartig! Die gut einen Kilometer lange Traverse durch die Ostflanke der Punta Mozza verläuft durch dichten Buchenwald. Der Aufstieg zum Sattel ist steil und rauh.

Oben angekommen betritt man eine felsige Mondlandschaft, durch welche eine weitere Höhenwanderung über rund 2 Kilometer den Monte Formicula (1981) überwindet und dem Kamm folgt. Zum Schluss steigt der Weg über die Südflanke einer Schulter zum Refuge d’Usciolu (1750) ab.

Das Refuge wies einen sehr sauberen Schlafsaal mit gut einem Dutzend Betten auf. Die Küche jedoch war eine kleine Katastrophe — genauer gesagt der Ofen. Jener hatte nämlich keine Türe, und das Rohr zog nicht gerade super; deshalb war die Küche in dichten Rauch gehüllt. Auch Tisch und Kochstelle waren alles andere als sauber, jedoch im Rahmen des Tolerierbaren.

Überhaupt hatte meine Ankunft etwas Gespenstisches gehabt. Als ich in der Dunkelheit gegen das Refuge zustolperte, hörte ich unheimliches Schreien, entweder von einem gequälten Geist oder Tier. Je näher ich der Hütte kam, desto lauter wurde es. — Da! Im Schein meiner Lampe blitzten Augen, und ein massiger Körper bewegte sich vor der Hütte hin und her. Ein Muli war’s, das etwas zu futtern verlangte. Oh, wie war ich erleichtert, als es zurückwich und bereitwillig den Weg freigab!

Der zweite Teil dieser Etappe verlangte mir einiges ab. Vom Refuge de Prati war ich gestärkt weitergegangen und erreichte wohlgemut die Bocca di Laparo. Innert weniger als einer Stunde braute sich jedoch ein Sturm zusammen, der riesige Wolkenschiffe über die Krete hinweg trieb. Die Vorstellung, in diesem Wind mehrere Kilometer zu laufen, bereitete mir echte Sorgen. Wie ich dann allerdings den Kamm betrat, hatten sich die Druckunterschiede schon ausgeglichen und das Wetter wieder beruhigt. Weder Wind noch Wölkchen trübten meine Höhenwanderung dem Refuge d’Usciolu zu. Ganz im Gegenteil wurde ich mit einem eindrücklichen Vollmondaufgang verwöhnt. Auch dieser Tag endete mit Fondue und in netter Gesellschaft, und endlich musste ich des Nachts nicht mehr frieren.


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