2021-10-21 GR-20.15v

Alpine Variante vom Refuge d’Asinau über die Aiguilles de Bavella zum gleichnamigen Pass (7+500-800). Belaufbarkeit zu Anfang gemütliches B1, danach durchgehend B2 bis B3. Keine Wasserquelle unterwegs.

Der Abstieg vom Refuge d’Asinau (1520) bzw. dessen Überresten verläuft auf gemütlichem Pfad zum gleichnamigen Ruisseau hinunter, der auf ca. 1340 m.ü.M. überquert wird. Nach Regenfällen könnte dort etwas Kreativität gefragt sein. Danach traversiert der Weg über nicht enden wollende 2 km fast ohne Gefälle.

Dann aber heisst es hoppla Marsch! Der Aufstieg zur Bocca di U Pargulu (1662) ist sehr steil und grobblockig. Oben angekommen, verschlechterte sich das Wetter zusehends. Wolkenfetzen schossen über den Grat, und der Wind pfiff mir um den Kopf. Glücklicherweise hielt sich der Regen noch zurück, und es blieb bei einigen kurzen Tröpfelintermezzi. Für Photos hatte ich jedoch definitiv keine Zeit mehr.

Der Abstieg ist glücklicherweise sehr gut markiert. Denn er windet sich durch Rinnen und Schluchten hoch und runter. Höhepunkt bildet eine plattige Felswand, über welche man sich an Ketten emporhangelt. Bei zunehmender Bewölkung und leisem Nieselregen kam mir diese Stelle wie die Waschküche der Hölle vor.

Danach steigt man wieder zur Bocca di U Truvone (1434) hoch, von wo aus der Weg sich zur finalen Abstiegsrinne hinüberschlängelt. Über zunehmend felsigen Untergrund erreicht man schliesslich dichten Wald, bevor man auf die Strasse trifft. Mit der Dunkelheit setzte dort schliesslich der Regen ein. Keinen Moment früher hätte ich das gewollt!

Mein Plan war gewesen, vor Ort zu schauen, wie ich dort weiterkomme. Sprich: “Mau luège!” Mein erste Idee war Autostopp. Immerhin standen noch Autos auf dem Parkplatz, und nach einiger Zeit kam tatsächlich jemand darauf zugelaufen. Ich muss einen recht erbärmlichen Eindruck gemacht haben, als ich die junge Frau im Regen ansprach und fragte, ob sie vielleicht ins Tal fahre. Nein, sie übernachte dort in der Auberge, gab sie zur Antwort.

Die Auberge de Bavella hatte tatsächlich in jener Woche noch geöffnet und hatte ein Bett für mich frei. Halleluja! Und eine warme Dusche und exzellentes Essen und kühles Getränk und nette Gesellschaft und alles, was man sich so wünscht. Eben noch ein verregneter Landstreicher, nun frisch gewaschen im Speisesaal und an der Bar. Ein unvergesslicher Abend!

Bilder gibt es leider keine, weil mir angesichts des drohenden Regens gar nicht mehr nach photographieren zumute war — zudem wären es recht düstere Bilder geworden. Wirklich schade, denn die Szenerie in den Aiguilles de Bavella ist so spektakulär wie es der Name vermuten lässt.

Titelbild ‘0 Aiguilles de Bavella JPG3.jpg’ von Jean-Pol GRANDMONT lizenziert unter der Creative Commons Lizenz CC BY 3.0


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