2:1 lautet für einmal nicht das Auswärtsresultat des FCL, sondern das Verhältnis von Abfahrt zu Aufstieg bei 2’200 Höhenmetern Abfahrt — alles im Pulverschnee, “mais bien sûr”! Was kann man noch mehr wollen?! Sonnenschein, attraktives Gelände, unverspurte Hänge und am besten keine anderen Leute!
Okay! Der Schwalmis bietet bei supersicheren Verhältnissen eine bombastische Nordabfahrt. Allerdings ist die Route bestimmt schon recht befahren, und zudem ist der Aufstieg mit nur gerade 350 Höhenmetern doch recht bescheiden. Da liegt noch etwas mehr drin! — Schon länger habe ich mich gefragt, ob die weite Mulde des Färnitals sich als Skitourengelände eignen würde. Vom Skigebiet Stockhütte aus gesehen, macht sie auf jeden Fall einen vielversprechenden Eindruck; der Zugang von unten scheint jedoch ausserordentlich anspruchsvoll.
In der Luftseilbahn von “Beggäriäd” auf die Klewenalp hoch hat es zwar noch ein “Gkräbl” an Schulkindern; die aber sind schon auf ihr Skirennen fokussiert. Auch ein Bergführerkollege ist mit dem gleichen Gipfelziel unterwegs. Da weiss man, dass man nicht am falschen Ort unterwegs ist. (: Die Klewenalpbahn bietet übrigens eine einfache Fahrt mit dem Sessellift Chälen zu einem sehr fairen Preis von 5 Franken, und für die Gondel gelten Halbtax und sogar das GA vollständig. Der Sessellift fährt offiziell erst um 9 Uhr, allerdings war er schon vorher bereit. Andernfalls wäre noch Gelegenheit für ein erstes “Kafe” im Bergrestaurant Alpstubli.
Kalter Aufstieg auf absurd steil angelegter Aufstiegsspur. Meinen Respekt für die Urheber eines solchen Kraftakts, jedoch frage ich mich jedes Mal von Neuem: Wer um alles in der Welt läuft so steil hoch ausser mir und vielleicht noch Skialpinisten im Training? Die Spuren verraten, dass es noch etliche mehr Spinner geben muss.
Beim Hinter Jochli (2105) kommt man in die Sonne und hat einen weiten Blick ins Uri Rotstock-Massiv und in die östlichen Urner Alpen. Bei tragendem Schnee — und sicheren Verhältnissen — kann man ohne Felle die steilen Flanken südlich vom Schwalmis bis zum Vorder Jochli (2002) traversieren. Der Schnee ist auf den ersten Schwünge hinunter in die weite Mulde des Färnitals sind noch ganz leicht gedeckelt, danach aber folgen die ersten 350 Höhenmeter Powdervergnügen in steilem Gelände.
Neben einem halben Dutzend bestehender Spuren lässt sich prima noch eine weitere legen. Ausserdem ist der Wiederaufstieg schon perfekt eingespurt, juhee! Gerade knapp in der Sonne traversiere ich auf der der Geländeschulter gegen Osten und steige gegens Zingellückli (1877) hinauf. Meinen ursprünglichen Plan, weiter in Richtung Oberbauenstock zu gehen, lasse ich aufgrund der Schneeknappheit in den Südhängen fallen. Auch hier ist das Gelände sehr steil, und der Schnee ist deutlich gedeckelt, sobald er auch nur etwas Sonnenschein erhalten hat. In den Schattenlagen geniesse ich jedoch 200 weitere Höhenmeter im Pulverschnee — und das erneut mit der “first and only line”! (:
Die Aufstiegsspur zum Vorder Jochli folgt im unteren Teil dem breiten Rücken und ist konsequent defensiv angelegt. Kompliment den Machern! Oben angekommen darf man sich die Auszeichnung für den Spitzkehrenmeister ans Revers heften. Oder auch einfach weitergehen! Der Aufstieg unter den Schwalmisbändern durch ist mittlerweile gut aufgesulzt und trotz der Steilheit sicher zu gehen. So gelange ich schnell auf den aperen Schwalmisgipfel (2246). Der steile Abstieg zum Einstieg der Nordabfahrt ist zwar ebenso aper, jedoch gilt es zu beachten, dass die Grasnarbe von der kalten Nacht noch tief gefroren sein kann. Also “süüferli” abgestiegen, auch wenn es schon Mittag ist und die Sonne hoch steht.
Die Abfahrt ist in der Tat schon recht befahren. Es sieht zwar noch nicht aus wie nach der Kartoffelernte, aber mit gut zwei Dutzend Spuren bleibt im zentralen Sektor nichts mehr an Unberührtem. Mit einem Auge für die Varianten lassen sich jedoch noch neue Linien ziehen. Allerdings ist der Wechsel der Sektoren mit Steinen gespickt — Winter 2022 halt! Die weiten Hänge des Rigitals sehen entzückend aus, haben jedoch stellenweise vom Westwind einen fiesen Deckel aufgedrückt erhalten. Diesen Teilen weit nach links ausweichend, geniesse ich weitere 500 Höhenmeter Abfahrt im Pulverschnee. Da lacht das Herz!
Weiter unten gilt es zudem, der Sonnenwärme auszuweichen, und die richtigen Felder zu beackern. Das Gelände wird sehr spielerisch und ist genügend gut eingeschneit, dass man sich keine Gedanken über die Unterlage machen muss. Bis auf rund 1000 müM kann man weitere 500 Höhenmeter auf feiner Unterlage geniessen. Danach schiebt man sich entlang der Strasse gerade noch so “héb, chläb” über Schnee und Wiese bis kurz vor Hängelen (909). Dort ist Fussmarsch angesagt. Zu meinem ebenso grossen Erstaunen wie meiner Freue ist der Schlusshang vom Strassenrank 873 bis hinunter nach Emmetten erneut im Pulverschnee fahrbar. Winter 2022 eben!
Und zum Abschluss eines weiteren schönen Tages im Abenteuerland Zentralschweiz schaukeln einen Postauto, LSB und SBB nach Hause; Kaffeehalt bei Gleis 3 inbegriffen!
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