2022-03-19/20 Daubenhorn, Lenker Strubel

Kaiserwetter — wie schon praktisch den ganzen “Winter” über — fürstliche Unterkunft, königlich thronende Gipfel und zum Abschluss eine Skisafari fast im Stil der englischen Gentlemen aus dem goldenen Zeitalter des Alpinismus! Und nicht zu vergessen die insgesamt 3’000 Höhenmeter Abfahrt am zweiten Tag bei bloss rund 1’000 Höhenmetern Aufstieg.

Daubenhorn (2942)

Die Anfahrt mit öV nach Leukerbad am frühen Morgen verläuft absolut reibungslos, und so steigen wir vor 10 Uhr vor der Bergstation in die Skis — die Schweiz, das öV-Paradies! Vom Hotel (2315) fährt man zum Gemmipass (2269) hinab und traversiert zum Jägerboden (2274) hinüber und möglichst noch etwas weiter, bevor man die Felle montiert für den langen Marsch von fast 2 km über den Lämmerenboden (2300).

Normalroute zum Gipfel (2942) auf verkrusteter Schneeoberfläche; der Gipfelhang ist hart aber griffig. Skidepot unter den Gipfelfelsen, Aufstieg zum Gipfel (2942) schneefrei und oben sehr angenehmes Verweilen. Nach kurzer Abfahrt über das Daubenhorngletscherchen Wiederaufstieg zum malerischen Daubenjoch (2974) und Abfahrt über den breiten Nordhang mit vielen Auswahlmöglichkeiten zum Lämmerenboden.

Nordisch kombinierte Skating-Einlage zum Gemmipass (2269) und dann auf ganz unterschiedlichen Wegen zurück: Mit Skis hinab zum Luftseilbähnlein oberhalb des Daubensees (Einzelfahrt 6.-), zu Fuss oder mit Fellen direkt hinauf zum Hotel (2315).

Ah, das Hotel Gemmi-Lodge! Noch selten habe ich auf Skitour in derart gediegener Atmosphäre logiert. Wie ein Guckkasten sitzt das Restaurant auf der Passhöhe und bietet eine prächtige Aussicht auf Monte Leone bis Mont Blanc vis-à-vis über dem 900 Meter tiefer gelegenen Leukerbad. Der grosse der Speisesaal ist sehr angenehm strukturiert und stilvoll eingerichtet. Und schliesslich ist das Essen vorzüglich, sowohl am Abend wie auch am Morgen um fünf Uhr. Allerhöchste Empfehlung!

Lenker Strubel (3242)

Am Sonntagmorgen dasselbe Prozedere bis zum Lämmerenboden, und von dort geradeaus weiter unter die Lämmerenhütte. Über die Rampe nach links hoch (kurze vereiste Passage unter den Felsen) in den Strubelkessel (ca. 2600). Bis dorthin ist man ca. 2 Stunden unterwegs; man legt zwar nur gut 300 Höhenmeter, zusätzlich aber etwa 6 Kilometer zurück.

Der Steilhang von 2900 bis 3000 ist erstaunlich griffig, sodass er sogar ohne Harscheisen begangen werden kann. Der weitere Aufstieg zum Mittelgipfel (3242) sowie die fast 3 Kilometer lange Traverse zum Grossstrubel (3242) ist problemlos — inklusive der abfallenden Traverse nordseitig zum Sattel 3901, wo der Schnee zwar hart, aber nicht vereist ist. Den Wildstrubel (3244) lassen wir aus, weil er zu viel Zeit kosten würde. Dieser Entscheid wird sich später noch lohnen!

Der Gipfel ist stark bevölkert und es kommen laufend neue Gruppen von der Engstligenalp hoch. Da der Gipfel nicht besonders weitläufig ist, fahren wir bald wieder ab und machen wir bei den Felsen auf ca. 3100 Mittagsrast — so jedenfalls der Plan. Dort zieht jedoch ein derart giftiges Lüftlein aus südlicher Richtung, dass trotz Daunenjacke nicht an erholsames Verweilen zu denken ist.

Also gleich die Abfahrt durchs Ammertentäli in Angriff genommen! Die nordseitigen Hänge sind durchgehend hart, aber griffig — Piste gut, möchte man sagen. Bis 1900 hinunter kann man die Abfahrt geniessen, und mit etwas Gespür lassen sich auch einige Sulzhänge finden. Beim Ammerten-Canyon ändert sich die Situation schlagartig! In den vergangenen Tagen ist eine Nassschneelawine heruntergestossen und hat das ganze Tobel mit Eisbollen überzogen. Es lässt sich nur zu Fuss absteigend überwinden.

Darunter dann durch liebliche Landschaft durchs untere Ammertentäli mit diversen Möglichkeiten für falsche Routenwahl hinunter. Erstaunlicherweise ist die gesamte Strecke bis zum Restaurant Simmenfälle* fahrbar, abgesehen von einigen kurzen Tragestellen und der untersten Strecke im Wald. Man darf tatsächlich von insgesamt 2’000 Hm Abfahrt sprechen.

Noch nicht einmal abgesessen, fährt der Ortsbus vor, den es — laut Auskunft des Bergbahnbüros gar nicht geben sollte. Im fliegenden Galopp mit halboffenen Schuhen springen wir auf und lassen uns in gemütlichster Manier zur Talstation der Metschbahn chauffieren. — Soviel zum Thema Zeitplanung! Ich kann deshalb nichts Weiteres über das Restaurant sagen, als dass es eine sehr einladende Terrasse hat, auf der ich sehr gerne etwas getrunken hätte!

Skisafari

Anstatt der direkten Rückreise von der Lenk, wollen wir per Ski nach Adelboden hinüber. Die Bergbahnen Adelboden-Lenk verkaufen uns ein schönes Ticket zu einem ebensolchen Preis für die einfache Fahrt zum Metschstand (2087) hoch. 24 Rappen pro Höhenmeter läppern sich zusammen! Oben angekommen schlagen wir zuerst den Weg in die Beiz ein! Im Berghaus Standhütte warten leckere Nussgipfel zum Milchkaffe.

Danach wird es vorübergehend etwas mühsam. Die Abfahrtspiste zum Hahnenmoospass ist wegen einer drohenden Nassschneelawine auf der Nordseite des Metschstands offiziell geschlossen, jedoch nicht versperrt. Nach einigem Hin und Her und einem unbeliebten Wiederaufstieg von der westlichen Umgehungsvariante fahren wir trotzdem durch. Bis zum Geilsbrüggli (1706) cruisen wir durch feuchten Schnee über die Pisten.

Von dort ist der Weiterweg unklar. Der Pistenplan zeigt eine blaue Piste bis Bergläger (1491), von der auf den ersten Blick unklar ist, wie sie zu befahren ist, und danach keine Fortsetzung. Der Bus bis Bergläger fährt offenbar nur im Sommer, und ich bin einen Moment ratlos. Rettenden Rat bietet der Pistenchef, der uns in allerfreundlichster Weise erklärt, wie wir direkt nach Adelboden-Oey fahren können, wo wir direkten Busanschluss nach Frutigen hätten.

Und tatsächlich fahren wir bis auf den Parkplatz hinter dem Betriebsgebäude der Mineralquelle Adelboden, wo wir kaum zehn Minuten auf den Bus warten müssen. In Frutigen reicht die Zeit gerade gut, um sich am Kiosk mit Speis und Trank einzudecken, und dann schaukelt einen BLS und SBB schnell und sicher nach Hause.


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