Abenteueraufstieg zum Napf — ja, das gibt es! Einer der spektakulärsten Wege führt von der Wiggerenhütte — die keine (mehr) ist, sonder nur ein Parkplatz — über den östlich davon gelegenen Rücken, bevor man auf ca. 1200 müM den Einstieg in einen Pfad sucht, der einen durch das abgeschiedene Rund der Hängstflüe führt.
Die Szenerie ist beeindrucken wild und das Terrain rau. Überdeutlich zeigt sich, dass Nagelfluh kein besonders festes Gestein ist, und besonders nach Niederschlägen ist der Kessel steinschlägig. Man traversiert direkt unter den Felswänden, und im Frühjahr zeigen sich die Geröllhalden wieder in ganz frischer Form. Wegen der nordseitigen Ausrichtung war das Gelände ab 1250 noch gut eingeschneit, und es kam mir vor, als ob ich diesen Ort noch nie gesehen hätte.
Das Schmelzwasser erhöht natürlich die Festigkeit des Gesteins überhaupt nicht. In der Westflanke folgt der Pfad dem überhängenden Wandfuss, und danach sind die Wände weniger steil und von der Sonne schon abgetrocknet. Anders sieht es auf der gegenüberliegenden Seite aus! Sobald wir den östlichen Arm der oberen Änziwigger überschritten hatten, waren die Wände steil und tropfnass. Prompt kam aus einer Bachrunse eine Ladung Geröll angerumpelt. Schnell über diese Stelle hinweg, hat man wieder genügend grossen Abstand zum Wandfuss.
Der Aufstieg über den steilen Rücken zu P. 1358 war schuhtief von feuchtem Schnee bedeckt. Meine DIY-Spikes bewährten sich an und für sich bestens, und boten auch auf schmierigem Untergrund sehr gut Halt, besonders wenn man bedenkt, dass die eigentliche Sohle total abgelaufen ist (und dass bis zum Schluss die Hälfte der Spikes verloren gegangen war, was Anlass zu erneuter Überarbeitung bot). Oben angekommen, überwältigt der Wechsel von der schattigen, ernsthaften Nordflanke zur grünen Weide mit weiter, grandioser Aussicht in die Berge. Man muss sich einen Moment setzen und den Augen freien Lauf lassen.
Im Schlussaufstieg lässt sich die öde Geröllstrasse auf dem Grat umgehen, und man erreicht die liebliche Napfwiese, einen der schönsten Flecken der Schweiz. Das Berghotel Napf scheint aus jener fernen, guten Zeit zu stammen, als Gotthelf noch Albert Bitzius hiess. Irgendwann werde ich in jenem Gasthaus übernachten! Für heute bliebe es bei Zmittag und Kaffee, bevor wir mehr oder weniger direkt wieder abstiegen und uns über einen weiteren Tag im Abenteuerland Zentralschweiz freuten.
Schreibe einen Kommentar