Attraktive Trail-Runde bei unfreundlichem Wetter und nicht einfachen Verhältnissen über die nördliche Kette der Tannheimer Berge (20+1800-1800, grösstenteils B1, selten B2; der Abstieg vom Schartschrofen verläuft über einen Klettersteig von Schwierigkeitsgrad B, also nicht ganz ohne).
Zu Besuch bei Alex und Ramona im Hotel Lumbergerhof**** im Tannheimertal, und weil der “Winter” heuer schon anfangs April vorüber ist, gehe ich diese Trail-Runde an. Nach einem Wetterumschwung versprechen die Prognosen für den Ostersamstag Aufhellungen im Lauf des Tages, und so mache ich mich nach einem ausführlichen Zmorge am exzellenten Buffet um 10 Uhr auf zum Aggenstein. Der erste Wegweiser nennt vier Stunden Zeitbedarf, und so plane ich, zur Mittagszeit zurück bei der Bad Kissinger Hütte zu sein. Jene ist natürlich geschlossen; der hübsche Winterraum ist jedoch zugänglich.
Das Wetter zeigt sich von der garstigen Seite, neblig, kalt und windig; gar nichts mit Aussicht! Östlich des Bösen Tritts auf dem Westgrat des Brentenjochs liegt zudem noch recht viel Schnee zwischen den Latschen, und das Vorankommen ist ziemlich mühsam. Auch der Abstieg zum Vilser Jöchl verläuft im Schnee, sobald der Weg nördlich des Grats verläuft. Schliesslich stapfe ich in der Mulde südlich der Sebenalpe durch tiefen Schnee in Richtung Sefenspitze. Glücklicherweise hat es eine gute Spur, sonst hätte ich mir das vermutlich nicht angetan. Nach dem Anstieg zum Gamskopf verlaufe ich mich zunächst noch in den Latschenhängen auf der Südseite, bevor ich nordseitig auf der Skipiste zum Füssener Jöchle hinüber schlittere. Dort steuere ich schnurstracks die Sonnenalm an, wo ich mich aufwärmen und stärken kann. Herrlich!
Mit frischen Kräften strebe ich dem Schartschrofen entgegen. Die Überschreitung der Läuferspitze lasse ich angesichts der zu erwartenden Schneestapferei bleiben und umgehe sie westseitig direkt zum Hallergehrenjoch. Auch so ist verläuft der weitere Aufstieg noch zur Genüge im Schnee, und ich frage mich ernsthaft, ob ich die folgenden, anspruchsvolleren Felspassagen wagen soll. Da der Schnee jedoch nur störend, nicht aber direkt gefährlich ist, setze ich meinen Weg fort. Umkehren ist immer noch möglich. Zu meiner Freude zeigt sich der Friedberger Klettersteig über die Südkante des Schartschrofen schneefrei. Der Abstieg ist nicht ganz einfach, und angesichts des losen Gerölls bin ich froh, dass niemand anders umher ist. Der Weiterweg von der Gelben Scharte sieht durch den Nebel recht engagiert aus, erweist sich aus der Nähe jedoch als gutmütiger Steig. Nur bei einer Passage hinter dem Gilmenkopf führt der Weg nordseitig über eine steile Schneeflanke, welche ich direkt auf der Gratkante umgehe. Im Schlussaufstieg zur Roten Flüh überwindet man einen schneegefüllten Felskessel auf willkommenen Metalltritten. Auch wenn es schon nachmittags um drei Uhr ist, hat sich das Wetter nicht gebessert, und so mache ich mich an den Abstieg.
Die Nordostflanke ist dick eingeschneit, und so steige ich behutsam hinunter bis zur Judenscharte. Hinunter zum Gamskar hat es ein willkommenes Geländer entlang des feuchten Wegs. Unten entscheide ich mich für den linken Weg, der auf der Höhe zum Normalweg auf den Gimpel traverisert. Da dort kein Schnee liegt, komme ich gut voran; kurz vor der Abzweigung des Wegs auf den Gimpel schlittere ich über eine Geröllhalde rasch hinunter auf den Talweg und erreiche bald darauf die Tannheimer Hütte. Von dort auf dem Höhenweg weiter zum Chalet Bergzigeuner und hinunter nach Nesselwängle, wo nach einer Viertelstunde der Bus zurück nach Grän fährt.
Material
Sehr bewährt hat sich mein neuer Trail-Schuh Cyklon von La Sportiva. Dank der integrierten Gamasche setzte es keine nassen Füsse ab, und die Sohle erwies sich als sehr griffig auf dem rutschigen Terrain.
Gerne dabei gehabt hätte ich einen (ultra-)leichten Pickel. Der Abstieg von der Roten Flüh hätte nicht viel härter oder steiler sein dürfen, damit er noch sicher machbar wäre; Stöcke bringen da gar nichts.
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