Zweiter Versuch nach dem missglückten vom vorhergehenden Wochenende! Tauglich ausgerüstet mache ich mich auf und fahre mit der letzten Zugsverbindung nach Bellinzona. Dort mit dem Postauto weiter nach Carasso, von wo das Seilbähnchen mich durch die dunkle Nacht nach Monte Carasso hoch hievt. Ein nächtlicher Aufstiegt führt mich zur Capanna Albano, wo ich komfortabel nächtige.
Anderntags ziehe ich vor Tagesanbruch los, und stehe schon bald auf dem Ponción di Piòta. Die Gratverbindung zur Scíma di Péüri kenne ich schon und komme diesmal gut über die heikle Stelle hinweg. Der Weiterweg verläuft grösstenteils in den trocken Flanken, und über mir verströmt die Herbstsonne ihre warmen Strahlen. Ein guter Tag, und ich komme auch gut voran. Schattseitig ändern die Verhältnisse jedoch schlagartig, und so kommt es, dass ich beim Abstieg zur Capanna Cornavosa auf einem reifbedeckten Stein ausgleite und mir glücklicherweise selber nichts, dafür den Stock breche. Notdürftig mit zwei Kaffeelöffeln aus der Hüttenküche geschient, kann ich ihn weiter benützen.
Da es erst früher Nachmittag ist, laufe ich weiter, um die Capanna Efra zu erreichen. Mit jedem Kilometer weiter nördlich werden die Schneeverhältnisse in den nordseitigen Passagen jedoch grimmiger, und ich komme zusehends langsamer voran. Hinter der Cima di Bri entschliesse ich abzusteigen. Buchstäblich im letzten Licht erreiche ich die Alpe Lignasc und folge im Licht meiner Stirnlampe dem steilen Pfad talwärts. Die Rinnsale sind beinhart gefroren, unten wate ich knietief durch Buchenlaub. Das Val d’Agro ist ausserordentlich lieblich, wie sich auch in der Finsternis erkennen lässt.
Allerdings ist es ein weiter Weg, 10km und 1500Hm Abstieg bis Lavertezzo! Bus fährt keiner mehr, und so fahre ich ganz nobel im Taxi nach Locarno und quartiere mich in einem Hotel ein. In leicht gedämpfter Stimmung trete ich anderntags die Rückreise an im Wissen, dass die VAV nicht einfach so zu haben ist.
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