Ostkette meint den Kamm, welcher sich vom äussersten Nordosten nach Süden zieht und von Cavo nach Porto Azzurro führt. Wegen der zahlreichen Einschnitte kommen auf gut 20km rund 1500Hm hinzu. Belaufbarkeit ist mehrheitlich B1; erst ab dem Monte Castello wird es etwas anspruchsvoller (B2), wenn man die Gipfel überschreitet. Der direkte Abstieg vom Monte Mar di Capanna nach Süden verlangt einige kurze Kraxelstellen und ist nicht markiert (B3).
Herausfordernd ist insbesondere die Logistik. Dank dem verhältnismässig gut ausgebauten Busnetz, das verdankenswerterweise auch in der Nebensaison funktioniert, erreiche ich Cavo kurz vor Sonnenaufgang, nachdem ich mit dem Auto nach Porto Azurro gefahren bin. Vielleicht wäre es auch allein mit dem öV möglich gewesen, aber die elbanischen Busfahrpläne erschliessen sich mir nicht vollständig.
Nach einem Caffé mit Brioche mache ich mich auf die lange Reise. Der erste Anstieg verläuft durch dichtes Gehölz und ist noch nicht sehr attraktiv. Im Aufstieg zum Monte Grosso gewinnt man schnell an Höhe und erreicht eine wunderbare Aussichtsplattform über dem Meer. Auch der Abstieg zum Pässlein nördlich davon ist attraktiv. Danach folgt jedoch eine lange “Urwaldetappe” bis zum Passübergang Aia di Cacio. Dort steht es ein Wasserreservoir, aus dessen Hahnen sich die Vorräte volltröpfeln lassen.
Der Abstecher zum Monte Serra lohnt sich. Er steht frei steht, und der Rückweg durch die Ostflanke ist schnell zurückgelegt. Nach einem steilen Aufstieg auf den Monte Strega (dem “Hexenberg”), verläuft der Weg für eine Weile in der Höhe, bevor er zum Passo del Croce ab- und zum Monte Capannello aufsteigt, bevor er ins nächste Pässchen Le Panche hinunterführt. — Irgendwo müssen die Höhenmeter ja gemacht werden, wenn man sich nicht höher als 515müM bewegt! Dafür entschädigt der Blick auf die Ruine der Festung von Volterraio, welche uneinnehmbar auf einem Felsgipfel thront, das Auge zusammen mit einem schmauchenden Monte Capanne im Hintergrund.
Der Aufstieg zur Cima del Monte ist dann richtig übel. Eine breite Schotterpiste führt schnurstracks hoch, und der Gipfel ist mit Telekommunikationsanlagen zugebaut. Abgesehen von der Höhe über Meer ist es gar kein Höhepunkt. Mit der Überschreitung der letzten beiden Gipfel steht jener noch bevor. Also nichts wie weg hier!
Der Aufstieg zum Monte Castello wirkt auf den ersten Blick sehr lieblich, wird jedoch gegen den Gipfel hin deutlich spannender. Ab dort ist das Gelände dann felsig und rassig, besonders wenn man den Kamm vollständig überschreitet. Das lohnt sich auf jeden Fall, und führt einen schlussendlich in Versuchung, vom Gipfel des Monte Mar di Capanna weiter direkt nach Süden abzusteigen. Das ist machbar, verlangt jedoch etwas Kraxelei und guten Spürsinn für den einfachsten Weg. Unten kommt man in einer sonnigen Schutthalde an, wo kein wirklich Pfad erkennbar ist. Mit etwas Glück kann man sich schadlos durchs dornige Gestrüpp nach Osten hin zum Wanderweg mogeln.
In Porto Azzurro dann Trinken, Caffé, Gelato — und eine reife Kaki direkt vom Baum, frisch aus einem verlassenen Garten “gestrutzt”.
Schreibe einen Kommentar