Dreikopf sein übersetzter Name, Nationalsymbol Sloweniens und entsprechend gut besucht. Von der Kredarica-Hütte ist es ein kurzer Aufstieg, und der Abstieg nach Westen bietet eine anregende Überschreitung zum Planja-Plateau. Von dort ein Abstieg zur Planinski-Hütte (Koča na Doliču) auf halbem Weg zum doppelgipfligen Kanjavec. Ab- und Wiederanstieg über den Vrata-Sattel zur Mala Zelnarica und dem Grat entlang bis zum Übergang bei Štapce, von wo man zur Hütte bei den Triglav-Seen absteigt. Abstieg im Waldgürtel zum Črno-Dolinensee und auf der gegenüberliegenden Seite steil wieder hoch. Scheinbar endlose Traverse, besonders in der Dunkelheit, und Aufstieg zum Komni-Hütte. Erneut ein laanger Tat mit 22.5km, 1500 Hm Auf- und 2500Hm Abstieg.
Der Sonnenaufgang findet direkt vor dem Fenster meiner Suite statt, und nach einem gesitteten Frühstück mache ich mich wieder auf. Der Triglav prangt vom frischen Morgenlicht erleuchtet vor einem makellosen Himmel. Habe ich auch ein Glück mit dem Wetter! Der Aufstieg folgt dem Ostgrat auf den Kleinen Triglav und verläuft in kompaktem Fels. Die Absicherung ist perfekt, und es sind nicht viele Leute unterwegs. Weiter dem horizontalen Grat entlang und Schlussaufstieg auf den Gipfel. Dort steht der kurlige Aljaž-Turm, ein robuster Stahlzylinder als Unterstand für Notsituationen. Heute braucht es den nicht, denn die Verhältnisse sind stabil gut.
Weiter geht es dem Südgrat entlang und über die Südflanke hinunter zur Lücke, durch die man in die Westflanke hinabsteigt. War das Gelände zuvor gut gestuft und gebändert, geht es hier durch eine steile Rinne hinunter, an deren Fuss ein Band die ganze Flanke nach Norden absteigend durchzieht. Hier ist der Weg recht ausgesetzt, aber gut abgesichert. Weit unten kommen mir einige Leute entgegen, zwei davon hangeln sich mit einem grossen Hund hoch. Muss ich wohl nicht verstehen.
Ich bin nun gleich weit wie am Vorabend, bloss sehe ich nun etwas von der Landschaft. Der Abstieg zur Planinski-Hütte geht recht schnell und führt über ausgebaute Maultierwege, die auf den Vertrag von Rapallo aus dem Jahr 1920 zurückzuführen sind, als dem Königreich Italien ein Drittel des slowenischen Territoriums zufiel. Die Hütte ist geschlossen, und nach einer kurzen Mittagsrast steige ich im Gegenhang wieder hoch. Hier ist es nun wirklich einsam, und der Weg führt mich im Slalom durchs steile Karstgelände. Unter dem Gipfelaufbau zieht der Weg auf einen steilen Einschnitt zu, den ich lieber nicht begehen will. Glücklicherweise geht es in der rechten Flanke hoch, aber ich bin sehr froh um die angebrachten Sicherungsmittel. Vom Ost- auf den Westgipfel ist es nur eine kurze Sache, und dort verabschiede ich mich von den hohen Bergen.
Ab jetzt geht es hinunter in mittlere Lagen, zumindest in der Zusammenfassung. Zuerst einmal geht es 450Hm durchs (was wohl?) Karstgelände hinunter, bevor es wieder 250Hm zur Mala Zelnarica hochgeht. Nach dem Vrata-Sattel ändert der Charakter des Wegs. Er führt nun durch steile Schrofenhänge und ist deutlich erdiger. Auf dem Weiterweg entlang des langen Gratrückens verdeutlicht sich der Eindruck zusehends. Nachdem man die Tičarica umgangen hat, erreicht man die Waldgrenze bei der Štapce-Lücke. Langsam beginne ich mich deutlich zu entspannen und wähne mich schon fast in der Hütte bei Bier und Brot. Aber hoppla! Der Abstieg zu den Triglav-Seen ist nochmals steil und im oberen Teil kabelgesichert.
Die Seen sind ein Juwel sondergleichen. Dorthin will ich gerne zurückkehren. Heute aber gilt es noch den letzten Teil zur Komni-Hütte hinter mich zu bringen. Wie nicht anders zu erwarten gewesen wäre, ist der Weg jedoch alles andere als gut belaufbar. Vielmehr schlängelt sich ein Pfad zwischen polierten Steinbrocken durch einen veritablen Urwald. Immerhin geht es bergab, aber dennoch dauert es eine geschlagene Stunde, bis ich den rundförmigen Črna-See erreiche, eingebettet in eine riesige Doline. Auf der Gegenseite geht es steil bergan, und dann dauert es nochmals eine gefühlt Ewigkeit bis zur Hütte, die ich — wieder einmal — nach Einbruch der Dunkelheit erreiche.
Ich werde freundlich empfangen, und erhalte ein warmes Mahl, bevor ich mich in meine Einzelsuite begebe. Ich bin fast der einzige Gast, und umso mehr bin ich froh, dass die Hütte überhaupt noch geöffnet ist. In der Nacht werde ich von einem Gebrüll aus den Wäldern geweckt und frage mich im Rückblick auf meine nächtliche Wanderung zur Hütte ernsthaft, ob es hier wohl Bären gebe. Die Wirtin klärt mich am nächsten Morgen auf, dass es tatsächlich einige wenige Bären gebe, dass ich jedoch das Röhren eines Hirschs gehört habe.
Schreibe einen Kommentar