Ö wird zu Ü, aus Stöckli wird Stock, und — vor allem — Nebel weicht Sonnenschein. Höhenmeter sind es an beiden Tagen rund 1300Hm, am ersten gewinnt man Dank eines hohen Starts auf dem Oberalppass netto 400Hm Abfahrt nach Sedrun. Am zweiten Tag macht man dieselben Meter hoch wie runter, und es lässt sich jeder davon geniessen.
Giuvstöckli
Eine trübe Suppe erwartet uns am Samstagmorgen, sowohl über den Köpfen wie auch unter den Füssen. Der Schnee ist sogar auf der Skipiste weich, und die erste Aktion besteht im Wachsen der Felle. Je weiter oben, desto weisser wird — nein, nicht der Schnee, sondern — die Gesamtsicht. In die Wyssenlücke hoch navigiere ich mit dem Kompass und bin nur froh, dass gerade dann und dort sich eine Lücke in der Wolkendecke über dem Val Val öffnet. In den ersten Hängen liegt recht viel Neuschnee, und auch die Geröllhänge zum Talboden hinunter sind gut fahrbar.
Unten stehen wir im Sonnenschein und nehmen den Gegenaufstieg leicht bekleidet in Angriff. Bis oben hin ist die Schneedecke weich, und Harscheisen sind nirgends notwendig. Standesgemäss bläst uns auf 3000m aus der Nebelwand ein kalter Wind um die Ohren, und die Ambiance wechselt schlagartig wieder auf Expedition. Auf der Nordseite liegt sehr wenig Schnee, und so “stägeren” wir mit aufgebunden Skis durchs Blockgelände. Drüben rutschen wir sorgfältig im Nebel um die Steine herum in die Lücke hinunter.
Bei guten Verhältnissen ist die lange Abfahrt durchs Val Giuv ein Riesengenuss. Sauber und glatt reisst nach den ersten Schwüngen über unserer Geländekammer wieder ein blaues Loch auf, und wir können uns in der Landschaft orientieren. Der Schnee ist nicht wirklich der Rede wert — höchstens die Tatsache, dass er auf den ersten tausend Höhenmetern durchaus gut fahrbar ist. Darunter erwartet uns zwar kein Mus, dafür aber Bremsschnee vom feinsten. Immerhin aber können wir bis auf die Terrasse des Restaurants Sudada abfahren, und sogar bis fast vor die Haustüre reicht der Schnee noch.
Chrüzlistock
Neuer Tag, neue Verhältnisse! Strahlend blau der Himmel, und die ersten Sonnenstrahlen tauchen den Culmatsch in Goldfarbe. Die Schneedecke hat in der klaren Nacht gut durchfrieren können, und so gleiten wir über die (noch) verschneiten Weiden gegens Val Mila. Rund zwanzig Minuten müssen wir die Ski zur Strasse hochbuckeln, bis wir wieder sie wieder an die Füsse nehmen.
Der Aufstieg durchs Val Mila ist von einer seltenen Gleichförmigkeit, die — fern von jeder Eintönigkeit — ein meditatives Hochsteigen erlaubt. Bis zur Steilstufe unter den Mittelplatten sind es gegen vier Kilometer Länge, und auch darüber lässt sich eine recht gleichmässige Spur unter den Gipfelhang legen. Dort geht es dann gleichmässig steiler ins Sättelchen, von wo man zu Fuss auf den Gipfel steigt. Die Sicht ist eine Wohltat für unsere vom frühen Frühlingsgrün “geschädigten” Augen: Rundherum weiss verschneite Gipfel, und vom Nordgipfel ein schöner Tiefblick aufs Hinter Etzli.
Vor das kristallklare Himmelsblau ist fast unmerklich eine zunehmend dichtere Hochnebelschicht gezogen, die eine allzu grosse Erwärmung der Schneedecke verhindert. Über 2500m hat es noch etwas viel alten Neuschnee, darunter aber wischen wir mit jedem Schwung eine Gischtwolke vom Sulzschnee. Da wir direkt die Bahnstation Rueras anpeilen, folgen wir im Abstieg der Strasse, die sich schon bald wieder schneebedeckt zeigt, sodass wir auf Skiern bis zur Bahnunterführung fahren können. Es reicht sogar noch für einen Kaffee aus dem Hofladen, bevor wir uns von der FOB nach Andermatt schaukeln lassen.
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