Herbstlicher Wildtrail auf der Sonnenseite des Schächentals. Eigentlich eher eine klassische Bergtour mit einer recht anspruchsvollen Kletterpassage. Sonst immer wieder Kraxelgelände. Nur im Zu- und Abstieg eigentliches Trailgelände. Eine ausgedehnte Halbtagestour mit rund 1300Hm rauf und runter.
Der Normalaufstieg auf die Höch Windgällen über die Südostflanke wird manchmal sogar im Spätwinter bestiegen. Im Sommer ist der Westgrat eine klassische Klettertour, deren eigentliche Schwierigkeiten sich auf ein kurzes Wändchen beschränken sollen, wie ich vernommen habe. Selber kenne ich weder die eine noch die andere Route, bin jedoch zuversichtlich, dass sich mein Vorhaben realisieren lassen sollte.
Mit der ersten Busverbindung treffe ich in Spiringen ein und wandere sogleich noch etwas der Klausenpassstrasse entlang hoch bis zur Talstation des oberen Bähnchens. Für einmal fahre ich nicht aufs Ratzi, sondern lasse mich zuerst nach Chipfen und von dort weiter nach Tristel auf rund 1550m hochgondeln. Jetons aufzutreiben war nicht ganz einfach, wie ich mich erinnere, aber mittlerweile nehmen die Automaten offenbar auch Münz an.
Die Matten sind abgemäht, und an diesem prächtigen Septembermorgen leuchtet die Landschaft der Zentralschweiz in gütigem und auch ein wenig wehmütigem Herbstlicht. Nach dem unbeschwerten Start sattle ich um und dirigiere Schusters Rappen in Richtung des Berglichopfs hoch. Von Südwesten zieht eine breite Rinne hinter den Gipfel hoch, die auf der Landkarte sehr einladend aussieht. Ich wundere mich etwas, dass der Weg nicht dort hochführt, sondern viel weiter östlich die steile Wandstufe überwindet. Den weiten Bogen dort hinüber will ich jedoch gerne abkürzen und stapfe aufs Geratewohl höher. Auf der Landkarte verdeckt der Grossbuchstabe des Berglichopfs einen Felstrichter, der sich in der Realität nicht versteckt hält. Schwierig wird es zwar nicht wirklich, dennoch bin ich erleichtert, als ich den Begrenzungskamm erreiche.
Dahinter verändert sich das Gelände zum Lieblichen. Über alpines Weidegelände führt mein Weg unter dem Alpler Tor vorbei und hinüber an den Fuss der breiten Verschneidung, die zum Nordwestgrat der Höch Windgällen hochzieht. Dieser erste Aufstieg im Fels erweist sich durchwegs als gutmütig, und schon bald ist der Grat erreicht. In der Folge geht es mehrheitlich über Gehgelände über den Gratrücken hoch, bis dieser sich gegen den Gipfel hin aufsteilt. Die Schlüsselstelle kann man von einem vorgelagerten Felsblock ausgiebig studieren: Ein kurzes, senkrechtes Wändchen mit nur wenig Struktur und einigen Bohrhaken. Mit Trailschuhen stellt das durchaus eine Herausforderung dar. Der Schwierigkeitsgrad IV+ liegt nicht weit daneben, und man darf sich keinen Fehler erlauben. Meine ausgefeilte Sicherungstechnik soll der Mantel des Schweigens verhüllen, denn weder kann sie zur Nachahmung empfohlen werden, noch taugt wie wirklich zur Absicherung. Glücklicherweise habe ich nicht Anlass, das System auf die Probe zu stellen.
Darüber geht es gleich wieder geruhsam weiter, und bis zum Gipfelplateau folgen höchstens noch einige Kraxelstellen. Auf dem Gipfel schweifen meine Gedanken unweigerlich zur Winterbegehung des Nordcouloirs zurück. Bald schon mache ich mich jedoch an den Abstieg über den Normalweg. Beim Sattel zur Läged Windgällen angekommen, wende ich mich nach rechts und folge auf schmalem Pfad dem Unter Band bis hinüber zur breiten Geröllflanke, die vom Alpler Tor herunterzieht. Ein gut ausgetretener Weg führt zurück in die Ecke, wo eine steile Felstreppe übers Felsband hinab führt. Jetzt nur noch querfeldein zu Tale stechen, und kurz nach Mittag erreiche ich die Klausenpassstrasse, wo ich nicht lange zu warten brauche, bis ein freundlicher Mensch mich mitfahren lässt.
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