Alpogler-Was? Es handelt sich um Top of Mörlialp, dem kleinen, aber feinen Skigebiet oberhalb Giswil. — Auf den Tag genau ein Jahr später erlebe ich auch heute wieder einen tollen Auftakt in die Wintersaison. Sonst ist alles anders. Anstatt Überschreitung mit langem Aufstieg, gefolgt von einer noch längeren Abfahrt, sind es heute sechs kurze Aufstiege auf denselben Gipfel, aber auch hier ist die Abfahrt ein Hochgenuss. Ich hoffe nur, dass es sich damit hat mit den Ähnlichkeiten zum letzten (Nicht-)Winter!
Am frühen Morgen ist es auf der Mörlialp so richtig schön kalt. Endlich wieder Winter! Mächtige Traktoren mit dicken Reifen fräsen Schnee, dass es eine Freude ist. Das Skigebiet ist verwaist, und die wenigen Aufstiegsspuren vom Vortag sind mehrheitlich wieder zugeweht. Etwas verloren steige ich im Schatten des Giswilerstocks hoch. Wie ich schon mehrfach erfahren musste, hat die erste Skitour der Saison das Potential, zur Tortour auszuarten. Die 500 Hm bis zum Gipfel schaffe ich jedoch locker, auch wenn ich neu spuren muss. Umso grösser ist die Freude über die Schneehöhe, von ungefähr einem halben Meter.
Ganz zuoberst komme ich endlich in die Sonne. Eigentlich war mein Plan gewesen, weiter Richtung Höch Gumme zu gehen, aber ein einziger Blick auf die vom Wind gefegten Hänge genügt, um nach Alternativen Ausschau zu halten. Wieso nicht den Triebschneepulver in dieser Ostflanke geniessen? Gesagt, getan! Alsbald schwinge ich zum ersten Mal die 150 Hm hinunter und geniesse die ersten Schwünge im neuen Winter. Auf der angelegten Aufstiegsspur bin ich natürlich schneller wieder oben als beim ersten Mal, und auch der Sonnenschein erstreckt sich zunehmend weiter hinunter.
Mal für Mal ziehe ich meine Abfahrtslinie weiter rechts hinab, zumal mit der Zeit auch eine Handvoll anderer Skitüreler nachgekommen ist, deren Spuren auch Platz beanspruchen. Die vierte Abfahrt ziehe ich dann weit nach Südosten in den Kessel hinunter, von wo ich zum Sattel im Südgrat hochspuren will und über diesen wieder auf den Gipfel. Ich bin gerade erst losgegangen, als ein Pistenbully angedonnert kommt und sich über meine geplante Aufstiegsroute hochwühlt. So etwas nenne ich Service! Wenn in Adelboden die Pisten gemäss Werbung von Heinzelmännlein für jeden Gast frisch bereitgemacht werden, scheut die Mörlialp tatsächlich keinen Einsatz für Tourenfahrer.
Einen stärkeren Vorspurer hätte ich mir nicht wünschen können. Die Spur ist meistens recht angenehm in der Steilheit und auch genügend breit. Ausserdem werden gleich meine latenten Fragen zur Auslösewahrscheinlichkeit geklärt. Der Panzertraktor ackert sich gegen den Gipfel hin durch anderthalb Meter tiefe Schneeverwehungen, ohne dass sich auch nur das geringste Anzeichen von Lawinengefahr zeigt. Amüsanterweise stehe ich schlussendlich als Erster auf dem Gipfel.
Abfahrten Nummer fünf und sechs führen nochmals in den Kessel hinunter, bevor es zum Test Piece of Mörlialp geht, der legendären Wand. Sogar Swisstopo verteilt über 35° Steilheit, ohne rot zu werden. Mit 1500 Hm in den Beinen bin ich kurz nach Mittag wieder auf der Mörlialp. Das Wetter hat zugezogen, und weiter unten setzt die Wärme dem Schnee schon zu. Der Anzahl Autos nach zu urteilen fand am Männli der erste Grosskampftag der Saison statt. Umso mehr bin ich glücklich über den tollen Winterauftakt.
PS: Eigentlich will ich schon lange über meine dreiwöchige Pyrenäenexkursion vom Sommer schreiben, aber für diese grosse Arbeit habe ich einfach noch keine Zeit gefunden. Kommt noch, nicht bald, dafür aber sicher.
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